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Panama-Papers & Steueroasen

Ein Jahr lang haben wir fast nur mehr von Flüchtlingen gesprochen – über Flüchtlinge in Schlauchbooten und an unseren Grenzen. Und darüber wie teuer diese für unsere Systeme doch sind. Plötzlich rücken ganz andere Flüchtlinge in unser Visier – Flüchtlinge mit riesigen Jachten. Nicht an unseren Grenzen – sondern „Off-shore“, mit Briefkastenfirmen in Steueroasen. Und wir beginnen zu verstehen, dass uns diese auch teuer zu stehen kommen. Und schon wieder steigt der Zorn in uns hoch und die Volksseele beginnt zu kochen. Doch was ist das eigentlich, eine Steueroase und eine Briefkastenfirma?

 

Können Sie sich noch an die Zeiten erinnern, als es in Österreich anonyme Sparbücher gab? So lange ist das noch gar nicht her. Vielleicht kennt jemand jemanden, der mal so etwas hatte. Und ein bisschen was Erspartes drauf und jährlich gab es dafür Zinsen. Musste ja niemand wissen – und schon gar nicht der Fiskus. Das war eine Steueroase – die Steueroase des kleinen Mannes. Und das dazugehörige Sparbuchschließfach im Keller der Bank – das war der Briefkasten. Dann kam die Kapitalertragssteuer und der Spaß hatte ein Ende. Doch da gab es ja noch ein paar diskrete Banken, gleich über unseren Grenzen. Da konnte man auch noch sein Erspartes bunkern und ein paar Zinsen dafür kassieren – musste ja niemand wissen – und schon gar nicht der Fiskus. Kennt jemand jemanden, der mal so was hatte? Und gleichzeitig kamen tausende und abertausende deutsche Bundesbürger in unser sauberes Ländle, um hier ihrerseits bei fast ebenso diskreten Banken ihre Ersparnisse „steuerschonend“ anzulegen. Und bereitwillig wurde ihnen geholfen. Warum jetzt die Empörung darüber, dass das gleiche natürlich auch im großen Stil passiert? Vielleicht deshalb, weil wir in dieser Liga nicht mehr mitspielen dürfen?

 

Die Guthaben der einen sind die Schulden der anderen

Das Problem ist, dass die Vermögen auf dieser Welt immer ungleicher verteilt sind, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht. 62 Menschen auf diesem Planeten haben gleich viel Vermögen, wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung – also wie mehr als 3,5 Milliarden Menschen zusammen. 1% der Menschen auf diesem Planeten besitzt mehr als die restlichen 99%. Und die Geldmengen und damit die Vermögen dieser reichen Eliten steigen exponentiell, genauso wie die Schulden vom Rest der Welt. Denn die Guthaben der einen, sind immer die Schulden der anderen in unserem System. Und die Zins- und Kapitalerträge und damit die arbeitslosen Einkommen der einen, müssen durch jene erwirtschaftet werden, die dafür arbeiten und reale Güter produzieren müssen. 40 Billionen (40.000.000.000.000,-) Euro kreisen täglich um unseren Planeten. 1 Billion davon dient der Bezahlung von Waren und Dienstleistungen – also von realen Gütern und Werten. Der Rest ist Spekulation. 2,5% Realwirtschaft, die die Rendite für die restlichen 97,5% Geldblase erwirtschaften muss.

 

Arbeitsloses Einkommen von vier Millionen Dollar monatlich

Im Jahr 2013 verdiente der Hedgefonds-Manager David Alan Tepper 5 Milliarden USD – in einem Jahr. Wenn er das Geld zur Seite gelegt hat – z.B. auf ein (anonymes?) Sparbuch – und dafür nur 1% Zinsen erhält, hat er im nächsten Jahr ein arbeitsloses Einkommen von mehr als 4 Millionen Dollar monatlich – für das andere – wir – wieder reale Werte schaff en müssen. Und wir spüren, bewusst oder wohl meist unbewusst, dass wir das nicht mehr lange packen. Und dann sehen wir plötzlich, dass die Superreichen dieser Welt sich einen Teufel darum scheren, das Gemeinwohl zu unterstützen.

 

Ob griechische Reeder oder sonstige Eliten – Steuern sind zum Sparen da. Steuervermeidung multinationaler Konzerne hat weltweit System, auch in der EU, auch in Österreich. Dies wird nicht nur geduldet, sondern gar noch gefördert. Auch dort werden Milliarden verdient, ohne dass dafür adäquate Steuern bezahlt werden. Schnell eine Holding in den Niederlanden oder Luxemburg gegründet und ein paar Gewinne dorthin verschoben und schon sinkt der Steuersatz auf ein bescheidenes Prozent. Der Präsident der EU-Kommission weiß wie es geht. Oder wer hat´s erfunden? „Kapitalismus im Endstadium“ hat es der deutsche Kabarettist Volker Pispers genannt. Vielleicht hat er recht. Und das macht uns Angst.

 

Und dann kommt der Zorn ...

Zwei Sprüche habe ich mir für dieses Dilemma zu meinem neuen Lebensmotto auserkoren. Einer – passend zu meinem Namen – von Papst Gregor – schon ein paar hundert Jahre alt:

 

 

„Die Vernunft kann sich dem Bösen mit größerer Wucht
entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht.“

 

 

Nochmals: DIE VERNUNFT!!! Zorn kann also durchaus gut sein, wenn wir ihn vernünftig einsetzen. Stellt sich die nächste Frage: Für oder gegen etwas? Panama! Gegen Panama könnte man doch bestens zornig werden: „Böses Panama!“ Da hauen wir mal feste drauf! Und schon hat sich wieder jemand unseren Zorn zu Nutze gemacht, ihn für sich und seine Interessen kanalisiert und missbraucht. Denn still und heimlich entsteht gleich um die Ecke (von Panama), die größte, professionellste und sicherste Steueroase, die die Welt je gesehen hat. In den USA – in Delaware schon lang, in South Dakota, Wyoming und Nevada nun auch. Hat also nichts gebracht – zumindest uns nicht – gegen Panama zu sein. Drum zu meinem zweiten Spruch:

 

 

„Man schafft niemals Veränderungen, indem man das Bestehende bekämpft.
Um etwas zu verändern, baut man neue Modelle, die das Alte überflüssig machen“

(Buckminster Fuller)

 

 

Darum habe ich mich auf die Suche gemacht, nach neuen Ideen, neuen Systemen, neuen Modellen, die das Alte überflüssig machen. Und siehe da – es gibt sie zuhauf.

 

Zehn könnte ich Ihnen auf der Stelle nennen, doch für zwei solcher Ideen, setze ich mich intensiv ein:

1. Für den „VTaler“ – eine Regionalwährung für Vorarlberg. Null Spekulation, keine Zinsen, kein Steuermodell – sondern 100% Förderung der heimischen, regionalen Wirtschaft, heimischer Klein- und Mittelbetriebe, heimischer Strukturen, heimischer Arbeits- und Ausbildungsplätze und der heimischen Umwelt. Kurz: 100% Förderung von dir und mir. 70 VorarlbergerInnen haben sich schon entschlossen das zu unterstützen und tauschen monatlich wenigstens einen kleinen Betrag um. Um damit bewusst einzukaufen. Immerhin – da wäre aber auch noch Luft nach oben.

 

2. Für das Projekt „Bank für Gemeinwohl“ – der Gründung der ersten ethischen Bank in Österreich. Null Spekulation, möglichst wenig Zinsen, keine Geldschöpfung, kein Steuermodell – sondern 100% Förderung der Realwirtschaft. 100% Förderung dem Gemeinwohl dienender Projekte. Kurz: 100% Förderung von dir und mir. 3.389 ÖsterreicherInnen haben sich schon entschlossen das zu unterstützen und sind GenossenschafterInnen geworden, davon 270 aus Vorarlberg. Immerhin – da wäre aber auch noch Luft nach oben. 40.000 suchen wir.

 

Was können wir also tun?

„Es ist noch immer die Zivilgesellschaft, also wir alle, die bestimmen, wie wir leben wollen. Obwohl es immer komplizierter wird, leben wir doch in einer Demokratie, und bestimmen mit unserem Verhalten, in welche Richtung wir gehen … Jetzt geht es also ums Ganze – wird es Veränderungen geben oder nicht? Das entscheiden allein die Menschen, die bereit sind mitzumachen.“ schrieb Daniela Egger in einem Artikel in der Marie. Wie recht sie hat. Sind Sie schon bereit? Und sind Sie schon dabei? Gestalten Sie schon eine neue Gesellschaft aktiv mit? Oder warten Sie lieber und lamentieren Sie noch?

 

P.S.: Streicht man bei Panama-Papers ein paar Buchstaben weg, dann bleibt: PAMPERS

 

Es grüßt Sie herzlich
Michael Zorn

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